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UNSERE GESCHICHTE

„ Nur wer sich seiner Geschichte bewusst ist, bewältigt auch die Zukunft"

(Richard von Weizsäcker)

Das Haus

Dem heutigen Gebäudekomplex sieht man nicht an, dass er in sich ein Haus umschließt, das weit über 150 Jahre alt ist. Aber wenn man im Bereich der heutigen Küche und der anschließenden „alten Wirtschaft“ bei einer Baumaßnahme die Wände aufschlägt, stößt man auf die alten Bruchsteine, die in der Region die Häuser des 19. Jahrhunderts kennzeichneten.

Dieses erste Wohnhaus ließ vor 1841 Maria Kettemer errichten. Wie überall hatte man seit 1830 begonnen, die Allmende, das Gemeindeland, im Westerwald „Platz“ genannt, weitgehend aufzuteilen. So konnte Frau Kettemer 1836 „auf dem Platz“ das Flurstück 6/1530 mit einer Größe von über 14 ar erwerben und dort bauen. Sie wohnte in diesem Haus, bis sie es 1858 an Carl Böhm verkaufte.

 

Voraussetzungen

Das preußische Königreich, zu dem die Region seit 1815 gehörte, plante in vielen Teilen des Landes neue Straßen, so auch eine Provinzialstraße von Engers nach Dierdorf und weiter. Bei den Planungen entschied man sich für die Route über Kleinmaischeid, nachdem zuvor angeblich Großmaischeid kein Interesse am Ausbau der bisherigen Hauptstraße zeigte, wegen der Gefechte in den Revolutionskriegen, von denen noch die Flurbezeichnung „Zum toten Franzos“ zeugt. Die Straße wurde ebenfalls über den Platz geführt, der 1842 weitgehend verteilt war. 1843 wurde die Trasse vermessen und schon 1850 war die Straße in Betrieb und wurde zunehmend bedeutsam, besonders auch für den Transport der Erze aus den Gruben des Westerwaldes zu den Hütten nach Sayn. In der erst kürzlich abgebrochenen „Villa“, ebenfalls einem Bau aus Bruchsteinen, entstand bald eine Etappenstation für diesen Transport. Damit lag nun Maria Kettemers Haus an einer Verkehrsader, der heutigen Bundesstraße und bot dem neuen Besitzer so die Möglichkeit, dort eine Gastwirtschaft und einen Fuhrbetrieb anzusiedeln.

Der Gründer 

Johann Carl August Böhm war am 16.9.1825 in Großmaischeid als neuntes und letztes Kind des Georg Wilhelm Böhm geboren. Dieser war offenbar ein angesehener Mann in seinem Kirchspiel, denn er gewinnt den damals regierenden Fürsten von Wied als Taufpaten, dessen Namen das Kind erhält. Carl, wie er kurz genannt wird, gelingt es auch, eine „gute Partie“ zu machen, er heiratet 1850 Clara Krobbach, die einigen Grundbesitz mit in die Ehe bringt. Jedenfalls ist er 1858 in der Lage, das Haus Kettemers zu erwerben, eine Gastwirtschaft, den Nassauer Hof, darin einzurichten und ein Fuhrgeschäft zu gründen. Die sich damals rasch steigernde Eisenproduktion in Sayn, besonders in der Kruppschen Hütte, schafft offenbar ein sicheres Einkommen und der wachsende Verkehr begünstigt auch das Gedeihen der Wirtschaft. Carl Böhm, der ja aus Großmaischeid gekommen war, wird in Kleinmaischeid seinen Nachkommen seinen Namen vererben : Sie sind die „Kalls“, die man an der „Kalls Nas“ erkennt.

Wie gut das Geschäft läuft, sieht man auch daran, dass ständig weitere Felder und Wiesen erworben werden, bis zusammen mit dem Erbe seiner Frau 1864 schon über 4 Morgen zusammengekommen sind. Dem Ehepaar werden 8 Kinder geboren. Wilhelm, der Älteste, lernt das Bäckerhandwerk und so entsteht später auch eine Backstube, die den Betrieb ergänzt. Johann Ignatius, kurz Ignaz, übernimmt das Fuhrgeschäft, die Tochter Elisabeth heiratet 1877 den Förster Gohr, August wird Metzger und zieht nach Gelsenkirchen, Johannes wird Förster in Dümpelfeld an der Ahr. Tochter Susanna, die früh stirbt, bringt als Freundin Christine Hoffmann mit ins Haus. Diese ist die Enkelin des langjährigen Dorflehrers Richarz und eine junge Frau, die schon damals regelmäßig Zeitung liest. So fällt wohl der Blick der altgewordenen Wirtin Clara auf sie, denn diese sucht für ihren Sohn Ignaz, der schon über 40 ist, wohl die geeignete Frau und für sich eine Nachfolgerin. Ein Jahr vor ihrem Tod,1898, findet die Heirat zwischen der gerade 25jährigen Christine und dem deutlich älteren Ignaz statt. Clara erlebt noch die Geburt der Enkelin Therese, ihr Mann überlebt sie und kann noch ein paar Jahre sein Altenteil genießen. Er stirbt am 15.1.1903 im Alter von 77 Jahren.

 

Wie es weiter ging

Ignaz und Christine Böhm führen nun den Betrieb weiter, zur Tochter Therese kommen 3 weitere Kinder: Maria, Robert und Karl. Die Geschäfte laufen in dieser Zeit vor dem ersten Weltkrieg recht gut. Einige Episoden werden von damals erzählt. Die Krupperbin Berta Krupp von Bohlen und Halbach reitet häufiger durchs Dorf. Die Krupps hatten die Jagd gepachtet und sich oberhalb von Isenburg ein Jagdhaus gebaut, bekannt als „Schlösschen“. Wenn Berta vorbeiritt, klopfte sie mit der Reitpeitsche ans Fenster und man brachte ihr ein Glas Milch heraus. Einmal war die Kruppsche Jagdgesellschaft nicht sonderlich erfolgreich, es sollte aber den Gästen der Krupps im Gasthof Wild serviert werden. Zur Freude der Gastgeber zauberte Wirtin Christine eine Sauce, die alles Fleisch in Wild verwandelte, jedenfalls nach Meinung der Eingeladenen. Weniger erfreulich war die Einkehr einiger Kadetten aus der Kadettenanstalt. Sie entdeckten die Brötchen auf dem Hof, die dort standen, damit der Teig aufging. Einer kam auf die Idee mit seinem Absatz alle Brötchen zu „zeichnen“. Der wütende Bäcker wurde bald besänftigt, der Kadett zahlte lässig eine großzügige Entschädigung. Der Krieg wurde 1914 im Dorf im Gegensatz zu den Städten, ohne Begeisterung begonnen, es mussten ja Leute ins Schlachtfeld ziehen, die man in den Feldern dringend gebraucht hätte. Den Nassauer Hof traf ein weiterer Schicksalsschlag : Am 16.1.1915 starb Ignaz plötzlich an einem Schlaganfall. Frau Christine stand nun allein da, in dieser schwierigen Zeit, mit 4 Kindern zwischen 11 und 16 Jahren. Sie musste den Betrieb nun über 2o Jahre allein führen, wobei sie sich bei ihren Gästen stets Respekt zu verschaffen wusste. Dennoch kamen schwere Zeiten, auch nach dem Krieg. Nachkriegselend und Inflation schädigten das Geschäft, es musste Geld bei Brauereien aufgenommen werden. Die Land‐ wirtschaft wurde mit Unterstützung des Knechts „Fritz“ alias „Bum“ gemeistert. Die Töchter Therese und Maria heirateten nach Köln, bzw. Neuwied, Sohn Robert lernte in Köln das Bäcker‐ und Konditorenhandwerk, Sohn Karl wurde Metzger und heiratete nach Großmaischeid.

 

1937 kam wieder eine neue Frau ins Haus, Johanna Brüse aus Großmaischeid. Ihr Groß‐ vater war als Schäfer aus Westfalen gekommen, die Familie hatte es dann durch harte Arbeit und viel kaufmännisches Geschick zu großem Wohlstand gebracht. Robert kümmerte sich um die Bäckerei und die Landwirtschaft, während Johanna allmählich die Sorge für die Gastwirtschaft übernahm. So kamen durch die Heirat zwischen Johanna und Robert Böhm auch die Finanzen wieder ins Lot.

 

Die Neuzeit

Die Gastwirtschaft entwickelte sich zu einer beliebten Dorfwirtschaft, die mit viel Fleiß der Eheleute weiter ausgebaut wurde. Viele Dorfbewohner , meist natürlich männliche, erfreuten sich an den sonntäglichen Frühschoppen mit dem freundlichen und stets gelassenen Bäckermeister. Leider verstarb Robert Böhm viel zu jung im Alter von 63 Jahren und hinterließ seine Ehefrau Johanna mit Tochter Renate, die bereits 1938 zur Welt kam. Beide mussten fortan sehen, wie sie ohne Mann im Haus die vielfältigen Aufgaben bewältigten. Tochter Renate, die eine Ausbildung als Hauswirtschaftlerin genossen hatte, kümmerte sich intensiv um den kleinen Betrieb, den sie im Gedenken an ihren Vater gemeinsam mit der Mutter arbeitsreich über Wasser hielt. Im Dezember 1966 heirate Renate Böhm den Kellermeister Horst Lönarz, der aus einem angesehenen Weingut in Eller a. der Mosel stammte. Damit war wieder ein Mann im Haus, der zudem in Bad Reichenhall eine Hotelfachschule besucht hatte. Es begannen 40 Jahre, in denen die beiden das kleine Gasthaus zu einen modernen Familienbetrieb ausbauen konnten. Dabei arbeitete Horst stets weiterhin im Familienweingut als verantwortlicher Kellermeister, was nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen war. Johanna Böhm arbeitete bis zu ihrem Tod im Jahre 1999 unermüdlich im Betrieb mit.

 

Renate entwickelte die Gastwirtschaft durch deren große architektonische Begabung und den handwerklichen Fähigkeiten ihres Mannes Jahr für Jahr voran. Es wurde mit viel liebe zum Detail Zimmer für Zimmer saniert und erweitert. Ab Mitte der 1970er Jahre wurde die Systemgastronomie ausgebaut und vor allem holländische Gäste genießen heute den guten und schnellen Service im Maischeider Hof. Im Jahre 1967 wurde Sohn Robert, 1969 die Tochter Susanne und 1971 die Tochter Sibylle geboren. Sohn Robert studierte Weinbau und Oenologie und ging mit Ehefrau Anette geb. Werz 1993 in den Rheingau. Dort ist er heute an der renommierten Weinbau‐Hochschule in Geisenheim tätig. Susanne Lönarz‐Karonen arbeitet als diplomierte Hotel‐ betriebswirtin, gemeinsam mit deren Schwester Sibylle Knirsch im heimischen Betrieb verantwortlich mit. 1997 heiratete Sibylle, die ein Studium als Diplom‐ Oecotrophologin an der Universität Bonn absolvierte, den Koch Torsten Knirsch, der fortan die Küchenleitung übernahm. Heute erfreuet sich schon die nächste Generation mit Simon (*1996), Hannah (*1998), Kaleb (*1999), Freya (*2002) und Viivi (*2003) über die Oma und den Opa, die diesen schönen Hotelbetrieb aufgebaut haben.
Chronik von Horst Pehl, Robert Lönarz, im Oktober 2008 anläßlich 15 Jahr-Feierlichkeiten)

Nach dem frühen Tod der Schwester Sibylle im Frühjahr 2020 führt Susanne Lönarz-Karonen mit Ihrem Ehemann das Haus, gemeinsam mit Sibylles Ehemann Torsten Knirsch , den Eltern und den Kindern.

Trotz großer Trauer und Corona-Pandemie schauen wir gemeinsam nach Vorne und freuen uns auf unsere Gäste! 

Chronik 150 Jahre

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